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Den Fachkräftemangel im Blick: Wie Bildungsurlaub Unternehmen attraktiver macht

Die Suche nach qualifizierten Fachkräften wird für viele Branchen zur Herausforderung. Um im Wettbewerb um Talente zu bestehen, müssen Unternehmen mehr bieten als ein gutes Gehalt oder einen Obstkorb. Entwicklungsmöglichkeiten und Wertschätzung sind hier für viele Arbeitnehmende inzwischen entscheidende Faktoren. Ein oft unterschätztes Instrument, das genau hier ansetzt, ist der gesetzliche Bildungsurlaub.

Mehr als nur eine Weiterbildung: Bildungsurlaub mit Mehrwert

In 14 von 16 Bundesländern (außer in Sachsen und Bayern) haben Arbeitnehmende in Deutschland Anspruch auf fünf bis zehn Tage bezahlten Bildungsurlaub pro Jahr. Während dieser Zeit werden sie von ihrer Arbeit freigestellt, um an offiziell als Bildungsurlaub anerkannten Weiterbildungen teilzunehmen. Die Seminarkosten tragen sie selbst, das Gehalt wird jedoch vom Unternehmen weitergezahlt.

Was viele nicht wissen: Bildungsurlaub ist nicht nur auf fachliche Weiterbildungen beschränkt. Auch Seminare zur mentalen und körperlichen Gesundheit, Sprachkurse oder Kommunikationstrainings werden von den Bundesländern offiziell als Bildungsurlaub anerkannt.

Auch gesellschaftspolitisch relevante Seminare – zum Beispiel rund um Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Feminismus oder Nachhaltigkeit – können besucht werden. Und das weltweit. Was für ein Seminar Beschäftigte besuchen möchten, können sie dabei in den meisten Bundesländern frei wählen. Ein direkter Berufsbezug ist nicht notwendig. 

Bildungsurlaub im Recruiting nutzen 

Bildungsurlaub im Recruiting nutzen 

Aktuell fristet Bildungsurlaub in Deutschland immer noch einen Dornröschenschlaf – viele Beschäftigte kennen ihr Recht nicht oder trauen sich nicht, Bildungsurlaub zu beantragen, aus Sorge vor der Reaktion des Arbeitgebenden. 

Und tatsächlich zögern viele Unternehmen, Bildungsurlaub aktiv zu fördern – oder sogar nur zu kommunizieren. Doch Arbeitgebende, die Bildungsurlaub aktiv unterstützen, haben einen klaren Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte. 

Eine aktuelle Umfrage von Bildungsurlauber.de mit über 1.000 Teilnehmenden zeigt, dass 78 Prozent der Befragten Unternehmen, die Bildungsurlaub positiv gegenüberstehen, als attraktivere Arbeitgeber wahrnehmen. Und das hat Folgen: 67 Prozent geben an, dass eine solche Pro-Bildungsurlaub-Haltung ihre Bereitschaft erhöht, dem Unternehmen langfristig treu zu bleiben.

Ein Unternehmen, das gezielt Weiterbildungsmöglichkeiten kommuniziert, sendet eine starke Botschaft: „Wir investieren nicht nur in deine Arbeit, sondern auch in dich als Person.“ Diese Haltung fördert nicht nur die Mitarbeiterbindung, sondern hilft auch dabei, qualifizierte Talente anzuziehen.

Zusätzlich kann Bildungsurlaub auch gerade kleineren, kleinen und mittleren Betrieben (KMU) dabei helfen, ihr betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) zu ergänzen, indem Beschäftigte die Möglichkeit haben, an Seminaren rund um Rückengesundheit oder Burnout-Prävention teilzunehmen. Ein sinnvolles Investment: 43 Prozent der von Bildungsurlauber.de Befragten hatten nach der Teilnahme an einem gesundheitsorientierten Bildungsurlaub weniger Krankentage auf der Arbeit.

Bildungsurlaub aktiv kommunizieren und Employer Branding stärken

Damit Bildungsurlaub als Benefit wahrgenommen und Teil des eigenen Employer Brandings wird, muss er klar kommuniziert werden. Unternehmen sollten auf ihrer Webseite, in Stellenausschreibungen und in internen Meetings auf diese Möglichkeit hinweisen. 

Dass nach der aktiven Kommunikation von Bildungsurlaub gleich alle Mitarbeitenden auf einmal fehlen, darüber müssen sich Unternehmen nicht sorgen – die Bildungsurlaubsgesetze denken hier auch die Arbeitgeberseite mit.

So gibt es in den meisten Bundesländern Höchstgrenzen, wie viele Beschäftigte pro Jahr Bildungsurlaub in einem Unternehmen nutzen können. In Berlin sind das 10 Prozent der Belegschaft, in Rheinland-Pfalz 20 Prozent. Und die Kleinunternehmerregelung schützt Betriebe mit wenigen Mitarbeitenden – hier besteht kein gesetzlicher Anspruch auf Bildungsurlaub.  

Fazit: Ein Gewinn für beide Seiten

Bildungsurlaub ist ein unterschätztes, aber wirkungsvolles Instrument, um Mitarbeitende langfristig zu binden und neue Talente zu gewinnen. Wer heute in die Entwicklung seiner Beschäftigten investiert, sichert sich nicht nur motivierte und zufriedene Mitarbeitende – sondern auch die Zukunft des Unternehmens.

Über Lara Körber

Lara Körber ist Mitgründerin von Bildungsurlauber.de – dem größten Aufklärungs- und Kursportal für Bildungsurlaub. Die Plattform hilft Beschäftigten bei der Beantragung und Buchung von Bildungsurlaub sowie bei Fragen zum Gesetz. Ihr Ziel ist es, den Zugang zu Bildungsurlaub zu vereinfachen, um ein besseres Arbeitsleben per Gesetz zu fördern.

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