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Traditionelle Spielbanken in Deutschland: Hat das Geschäftsmodell noch eine Zukunft?

Wer heute eine Runde Poker spielen möchte, muss sich dafür nicht mehr schick machen und abends in die nächste große Stadt fahren. Moderne Online Casinos machen es nämlich möglich, dass wir in der Jogginghose von der Couch aus ein paar Runden zocken oder in der Bahn auf dem Weg nach Hause ein paar Euro am Spielautomaten investieren.

Die beiden Instanzen stehen sich also gegenüber. Auf der einen Seite die technischen Online Casinos, die sich in unserer Hosentasche befinden, und auf der anderen Seite das herkömmliche Casino oder die Spielbank, die man ganz bewusst ansteuert.

Aber haben die traditionellen Spielhallen eigentlich noch einen Stellenwert im digitalisierten Deutschland?

Das stationäre Glücksspiel und ein Blick auf seine Zahlen

Das stationäre Glücksspiel und ein Blick auf seine Zahlen

Tatsächlich lässt sich festhalten, dass der Markt für physische Casinos in Deutschland lebt, sich aber verändert, denn wer sich Top neue Casinos im Vergleich ansieht, merkt schnell, dass der Online-Sektor boomt und immer mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Laut aktuellen Marktdaten belief sich der Bruttospielertrag (BSE) der gesamten legalen Glücksspielbranche in Deutschland im Jahr 2023 auf rund 12,4 Milliarden Euro.

Davon entfielen etwa zwei Drittel auf stationäre Angebote, also die klassischen Spielbanken und Spielhallen, der Rest auf Online-Angebote. Für viele junge Leute ist das überraschend, denn gerade ihre Generation spielt eher online.

Allein die Merkur-Spielbanken der Gauselmann-Gruppe, die beispielsweise in NRW mehrere traditionsreiche Standorte betreiben, erwirtschafteten zuletzt einen Jahresumsatz im Milliardenbereich. Die Spielbank Duisburg gilt mit ihren hohen Besucherzahlen als umsatzstärkstes Casino Deutschlands.

Während also Online-Plattformen durch ihre Niedrigschwelligkeit punkten, ziehen physische Casinos nach wie vor ein Publikum an, das auf Atmosphäre, Gesellschaft und ein hochwertiges Spielangebot Wert legt und liefern ihnen dabei ein ganz besonderes Erlebnis, das sich nicht mit dem Zocken auf dem Handy vergleichen lässt.

Der Unterschied liegt im Erlebnis

Denn ein entscheidender Vorteil der traditionellen Casinos ist die Unterhaltung. Wer sich an den Roulettetisch im Anzug oder Abendkleid setzt, bekommt mehr als nur ein Spiel. Man taucht ein in eine Welt aus Licht, Spannung und gepflegtem Ambiente. Es geht um einen besonderen Abend, nicht bloß um ein paar Runden auf dem Smartphone.

Genau darin liegt auch die wirtschaftliche Chance für Spielbanken. Sie setzen zunehmend auf sogenannte Erlebnis-Casinos, bei denen Gastronomie, Events und kulturelle Programme eine immer größere Rolle spielen. Das Glücksspiel ist nur ein Teil des Gesamtpakets, der Abend im Casino wird zum Event. Ähnlich wie die Reise nach Las Vegas.

Dazu kommt die Rolle der Spielbanken als regionale Wirtschaftsfaktoren. Viele der Spielbanken sind kommunal oder landeseigen organisiert. Die Einnahmen fließen also teils direkt in die Kassen der Bundesländer und dort weiter in Kultureinrichtungen, Sportförderung oder den Denkmalschutz. Und das ist im Interesse der Bewohner der Region.

So zeigt beispielsweise das Casino Konstanz, dass sich eine Spielbank als Tourismusmagnet etablieren kann. Dort profitierte die Stadt nicht nur von zusätzlichen Arbeitsplätzen, sondern auch von jährlichen Millionenbeträgen aus dem Bruttospielertrag, die wieder in die Stadtentwicklung zurückflossen.

Doch trotz dieser positiven Aspekte geraten viele physische Casinos unter Druck. Das liegt unter anderem an stagnierenden oder sogar rückläufigen Steuereinnahmen aus dem Glücksspiel.

Zwar nahm der Staat im Jahr 2023 insgesamt 2,48 Milliarden Euro durch Glücksspiele ein, was ein solider Betrag ist. Doch der Anteil, der aus stationären Angeboten stammt, bleibt relativ konstant, während die virtuellen Einnahmen teilweise deutlich eingebrochen sind.

So fiel etwa die Steuer auf virtuelle Automatenspiele (Online Slots) um 38,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt zwar den hohen Regulierungsdruck im Online-Bereich, aber auch, dass die Konkurrenz aus dem digitalen Raum den gesamten Sektor verändert.

Regulierung als gemeinsamer Nenner

Regulierung als gemeinsamer Nenner

Apropos Regulierungsdruck, dieser betrifft nicht nur Online-Plattformen, sondern auch die klassischen Spielbanken. Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 hat für eine einheitlichere Regulierung gesorgt, allerdings unter hohen Auflagen.

Dazu gehören unter anderem Einsatzlimits, zentrale Sperrsysteme für problematisches Spielverhalten und strengere Konzessionsverfahren.

Gerade für Spielhallenbetreiber, die viele kleinere Standorte führen, wird es damit zunehmend schwerer, wirtschaftlich zu agieren. Die Folge ist eine Konsolidierung. Immer mehr Anbieter schließen kleinere Hallen oder bündeln Angebote in Erlebniszentren mit Gastronomie und Entertainment.

Die Szene wird aktuell dominiert von wenigen großen Akteuren. Neben der Merkur Group (Gauselmann) ist auch Novomatic über die Marke Admiral aktiv. Beide Unternehmen betreiben nicht nur Spielhallen, sondern entwickeln auch Automaten und Softwarelösungen für den europäischen Markt.

Ihr Vorteil ist, dass sie Synergien nutzen können, also zum Beispiel bei der Entwicklung neuer Spiele oder der Anpassung an regulatorische Anforderungen. Mittelständische Betreiber ohne eigene Entwicklungskapazitäten haben es hier deutlich schwerer.

Zwischen Stabilität und Umbruch

Trotz des Wandels bleibt das stationäre Casino in Deutschland ein beständiger Wirtschaftszweig. Prognosen zufolge wird der deutsche Glücksspielmarkt, also inklusive online und offline, bis 2035 auf rund 27 Milliarden US-Dollar wachsen. Das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von über 7 %.

Doch ob die traditionellen Spielbanken an diesem Wachstum in gleichem Maße teilhaben werden, hängt stark von ihrer Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit ab. Der Trend geht klar in Richtung Hybridangebote, bei denen sich digitales Know-how mit analogem Erlebnis verbindet.

Was können die Betreiber klassischer Casinos also tun? Die Antwort liegt in einem strategischen Mix aus Digitalisierung, regionaler Verwurzelung und Erlebnisinszenierung. Dazu zählen zum Beispiel Events wie Pokerturniere oder Kooperationen mit regionalem Tourismus und der Gastronomie.

Ziel ist es, die Spielbank wieder als Ziel für einen besonderen Abend zu positionieren, nicht als bloße Alternative zum Online-Angebot, sondern als eigene, wertige Kategorie.

Klassische Spielbanken mögen altmodisch erscheinen, vor allem in einem Land, in dem man mit ein paar Klicks auf dem Handy spielen kann. Doch sie bieten etwas, das kein Online Casino ersetzen kann: Atmosphäre, menschliche Begegnung und den Zauber eines echten Casinoabends.

Auch wirtschaftlich sind sie ein bedeutender Teil der deutschen Glücksspielbranche. Damit das so bleibt, braucht es Mut zur Innovation, Fingerspitzengefühl im Umgang mit Regulierung und ein gutes Gespür für das, was Menschen heute wirklich erleben wollen.

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