Rund 50 Prozent der deutschen Privatpersonen sind verschuldet. Die häufigsten Gründe: Ratenkauf. Vor allem aber auch die Werbung: „Kauf jetzt, zahl später“. Während Männer nicht vorhandenes Geld für Mobilität ausgeben, entscheiden sich Frauen für Einrichtungen und Möbel. Die Umfrage der Lowell Gruppe, ein führendes Unternehmen im Forderungsmanagement, hat mit einer neuen repräsentativen Umfrage ans Tageslicht geführt, was man eigentlich schon immer gewusst hat: Schulden sind in Deutschland ganz normal.
Studie offenbart: Über 50 Prozent sind verschuldet
Vorweg: Wer Schulden hat, muss einerseits ausgabenseitig den Sparstift ansetzen, kann andererseits aber auch versuchen, die Einnahmenseite zu verbessern. Sparpotenzial gibt es etwa bei „Luxusartikel“: Man kann durchaus einige Monate auf neue Kleidung verzichten bzw. muss nicht die neuesten Elektronikgeräte sofort kaufen; auch der Restaurantbesuch muss nicht sein, wenn es darum geht, Geld zu sparen. Ausgabenseitig zu reduzieren bedeutet auch, dass man auch bei Hobbys auf die Bremse drückt. Wer gerne Blackjack oder Roulette spielt: 5 Euro kann man einzahlen und genauso gewinnen – es müssen keine hohen Beträge Monat für Monat fließen, wenn es sich aktuell nicht ausgeht. Mitunter kann man auch mit einem Bonusangebot das Wettguthaben erhöhen, ohne sich selbst tiefer in die Misere zu stürzen.
Tatsache ist, dass die Ergebnisse der Umfrage zum Teil schockierend sind: 52 Prozent haben angegeben, sie hätten offene Verbindlichkeiten. Besonders in der Altersgruppe 35 bis 44. Rund drei Viertel haben angegeben, sie würden Schulden zurückzahlen. Wer jetzt denkt, das liegt am Immobilienkredit, der irrt. Der Immobilienkredit wurde bei dieser Umfrage nicht als offene Verbindlichkeit gewertet.
Bei den Jüngeren sind zwei Drittel verschuldet, bei den Älteren, laut der Umfrage ab 55 Jahren, sind es nur 39 Prozent, die Schulden haben. Unterschiede gibt es auch mit Blick auf das Geschlecht: 47 Prozent der befragten Männer haben angegeben, sie hätten Schulden wegen dem PKW oder Motorrad. Bei den Frauen waren es 40 Prozent, die sich aufgrund der Mobilität verschuldet haben. Rund 47 Prozent der Frauen haben übrigens angegeben, sie hätten sich aufgrund von Einrichtung und Möbel verschuldet.
Die Ergebnisse verdeutlichen ganz klar, dass der Deutsche durchaus kein Problem damit hat, wenn es offene Verbindlichkeiten gibt.
Konsumkredite der Banken sind unattraktiv wie noch nie
52 Prozent der Befragten, die entweder aktuell Schulden haben oder Schulden gehabt haben, gaben an, sie hätten in den letzten 12 Monaten etwas auf Pump gekauft. 34 Prozent haben den Ratenkauf genutzt, 20 Prozent entschieden sich dafür, Dinge zu kaufen, die erst später bezahlt werden müssen. Besonders die Jüngeren sind begeistert von den „Kaufe jetzt, bezahle später“-Angeboten. 42 Prozent der 18 bis 24-Jährigen haben gekauft, aber nicht bezahlt; 36 Prozent sind es in der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre.
Die „Kaufe jetzt, bezahle später“-Angebote sind bequem und innerhalb weniger Augenblicke abgeschlossen. Zu Beginn sind diese Angebote auch kostenlos, aber wenn dann die Zahlungsfrist von 30 Tagen nicht eingehalten werden kann, wird es richtig teuer. Hohe Zinsen und Bearbeitungsgebühren können so die offene Verbindlichkeit nach oben ausbrechen lassen – wer hier nicht gleich reagiert, läuft Gefahr, dass der Schuldenstand innerhalb kürzester Zeit explodiert.
Unbeliebt sind übrigens Konsumkredite. Das sind jene Finanzierungen, die von Seiten der Bank vergeben werden. Gerade einmal 9 Prozent der Befragten haben sich dafür entschieden, in den letzten 365 Tagen einen Konsumkredit bei einer Bank zu wählen.
Wenn Hilfe gesucht wird, dann von der Familie
Aufgrund des Schuldenstands schränken sich 58 Prozent der Befragten ein: 45 Prozent der Befragten haben angegeben, sie würden weniger oder gar nicht in den Urlaub fahren, während 37 Prozent auf Restaurantbesuche verzichten und 28 Prozent auf das Kino verzichten und auch keine Konzertkarten mehr kaufen.
Auch wenn Schulden nicht als Tabuthema angesehen werden, 61 Prozent der Befragten gab an, Schulden machen sei normal, sind übrigens ein knappes Drittel der Meinung, man redet nicht darüber bzw. muss sich Unterstützung holen. Während 16 Prozent Rat bei der Familie suchen, gehen 9 Prozent zur Schuldnerberatung und 8 Prozent kontaktieren Freunde, während 5 Prozent psychologische Betreuung in Anspruch nehmen. 3 Prozent arbeiten mit der Verbraucherzentrale zusammen.