Im beruflichen Alltag treffen verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Erwartungen, Zielen und Arbeitsstilen aufeinander. Dass dabei auch hin und wieder Spannungen entstehen, ist vollkommen normal.
Entscheidend ist allerdings der Umgang mit solchen Spannungen. Werden Konflikte einfach übergangen, wird nicht nur schlechte Stimmung riskiert, sondern langfristig auch eine sinkende Motivation und eine schlechtere Leistung im Team.
Mit einer rechtzeitigen Ansprache von Konflikten entsteht dagegen die Chance auf Veränderung und die Zusammenarbeit wird langfristig gestärkt. Worauf es dabei ankommt, erklärt der folgende Beitrag.
Die Ursachen klar benennen
Häufige Auslöser für Konflikte bestehen in einer unklaren Kommunikation, widersprüchlichen Erwartungen und fehlendem Feedback. Hinzu kommt, dass Ressourcen wie Zeit oder Budget heute in vielen Unternehmen knapp sind. In solchen Situationen geraten die Mitarbeitenden schnell in Konkurrenz.
Auch die wachsende Vielfalt in Teams führt vielerorts zu Reibung: Unterschiede in Kultur, Werten oder Arbeitsweise bereichern die Zusammenarbeit in hohem Maße, sie verlangen aber mehr Aufmerksamkeit.
Entscheidend ist also, frühe Warnsignale nicht zu übersehen und die Ursachen offen anzusprechen.
Wann ist Handeln gefragt
Sobald Spannungen sichtbar werden, braucht es ein klares Vorgehen. Ein strukturiertes Gespräch, in dem jede Seite ihre Sicht schildert, bringt meist schon viel Klarheit. Wichtig ist, in diesem aktiv zuzuhören und die Aussagen des Gegenübers auch noch einmal in eigenen Worten zusammenzufassen. Dadurch lassen sich eventuelle Missverständnisse schnell erkennen.
Ist die Situation komplexer, empfiehlt sich darüber hinaus eine neutrale Moderation oder Mediation, die den Dialog in geordnete Bahnen lenkt. Besteht bei diesem Thema Unsicherheit, ist sich klarzumachen: Konflikte liefern aus rechtlicher Sicht noch keinen Grund für eine Kündigung. Wer befürchtet, dass es dennoch zu arbeitsrechtlichen Schritten kommt, sollte wissen, wie sich im Ernstfall gegen eine Kündigung vorgehen lässt – und gleichzeitig weiterhin den Fokus auf konstruktive Lösungen legen.
Bewährte Methoden in der Praxis
Für eine bessere Orientierung im Konfliktmanagement haben sich verschiedene Modelle bewährt.
Das Eskalationsmodell des Konfliktforschers Friedrich Glasl beschreibt beispielsweise neun Stufen der Zuspitzung. Es zeigt deutlich, ab wann eine Klärung durch die Beteiligten selbst noch möglich ist und ab wann externe Hilfe sinnvoll ist. Ebenfalls weit verbreitet ist die Harvard-Methode, die Sach- und Beziehungsebene klar voneinander trennt und Lösungen in den Vordergrund stellt, die für beide Seiten akzeptabel sind.
Solche Konzepte sorgen bereits für eine hilfreiche Struktur. Sie ersetzen jedoch nicht den Willen, offen aufeinander zuzugehen.
Die emotionale Ebene berücksichtigen
Konflikte verlaufen selten auf einer rein sachlichen Ebene. Gefühle wie Ärger oder Frustration spielen ebenfalls mit rein.
Eine Untersuchung der Universität Hohenheim belegt allerdings, dass Ärger am Arbeitsplatz sogar positive Effekte haben kann, sofern er offen geäußert und produktiv genutzt wird. Die Voraussetzung dafür besteht in einem sicheren Rahmen, in dem Emotionen ausgesprochen werden dürfen, ohne dass dies negative Konsequenzen hat.
Generell gilt: Nur wenn sich alle Beteiligten ernst genommen fühlen, entsteht die Basis für eine nachhaltige Lösung.
Prävention: Vorbeugen statt eskalieren
Prävention ist ein zentraler Baustein, wenn es um Konflikte am Arbeitsplatz geht. Klar definierte Rollen und Zuständigkeiten verringern die Gefahr von Missverständnissen. Regelmäßige Feedbackgespräche schaffen außerdem Gelegenheiten, Spannungen früh zu erkennen.
Ebenso wichtig ist jedoch eine Unternehmenskultur, die psychologische Sicherheit vermittelt. Teams, in denen Kritik erlaubt ist und Fehler offen angesprochen werden dürfen, arbeiten grundsätzlich resilienter und entwickeln eher neue Ideen. Setzen die Führungskräfte auf Transparenz und Vertrauen, schaffen sie damit die Grundlage für eine konstruktive Zusammenarbeit.
Konflikte können positive Veränderungen anstoßen
Konflikte im Job sind unvermeidbar, sie sind aber keinesfalls ein unüberwindbares Hindernis. Werden sie früh erkannt, sachlich angesprochen, mit bewährten Methoden bearbeitet und die Emotionen aller Beteiligten berücksichtigt, werden sie in vielen Fällen sogar zum Anstoß für positive Veränderungen.
Mit einem gekonnten Konfliktmanagement lässt sich eine Arbeitsumgebung gestalten, die nicht an Spannungen zerbricht, sondern von Klarheit, Respekt und gemeinsamer Weiterentwicklung geprägt ist.